Zuerst die klassische Starterfrage: Wer seid ihr eigentlich? Stellt euch doch kurz vor.
Wir sind: mein Mann, unsere Tochter (6) und ich. Ich bin selbstständige Werbe- und PR-Texterin (www.worthauerei.de) und Reisebloggerin (www.rumreiserei.de). Die Reisebloggerei ist aus unserem Neuseelandaufenthalt im letzten Jahr entstanden, über den ich zunächst in meinem normalen Blog berichtet habe. Nach unserer Rückkehr habe ich das Reisezeug rausgelöst und in ein eigenes Blog verfrachtet. Ich schreibe darin über Neuseeland und unsere anderen Reiseziele, und natürlich auch immer mal wieder was speziell zum Reisen mit Kind.

Wohin hat es Euch früher ohne Kind verschlagen und wie sah eure Urlaubsplanung dafür aus?
Wir waren vorwiegend in Europa unterwegs, meist in der Kombination Flug + Mietwagen, zum Beispiel in Portugal und Spanien, auf Sardinien, Sizilien usw. Dann haben wir eine Zeitlang Reiturlaube gemacht, zuerst über Anbieter von Reiterpauschalreisen, später dann auch mal mit dem eigenen Pferd. Als wir unseren Hund bekamen, sind wir mehr mit dem eigenen Auto gereist, z. B. nach Norwegen, Schweden oder Korsika. Meist haben wir Rundreisen gemacht, hatten uns vorher eine grobe Route überlegt und uns dann Unterkünfte gesucht. Wir waren ferienunabhängig und reisten meist im Herbst (schließlich ist der Sommer hier auch schön), sodass wir nichts vorbuchen mussten. Flexibilität und Spontaneität waren uns wichtig, vor allem weil wir es meist verpennt haben, rechtzeitig zu buchen. Unsere erste gemeinsame Fernreise führte uns 2002 nach Neuseeland, dort sind wir ganz klassisch mit dem Wohnmobil rumgefahren. Danach waren wir nochmal per Wohnmobil in den Niederlanden, aber so richtig überzeugte Wohnmobilisten werden wir wohl nicht mehr.

Was hat sich für euch reisetechnisch geändert, seit Ihr ein Kind habt?
Interessanterweise reisen wir jetzt mehr als ohne Kind. Moment – das stimmt nicht ganz, da muss ich etwas ausholen: Als unsere Tochter noch klein war, haben wir ein paar Sommer lang den klassischen Familienurlaub mit Freunden und deren Kindern am Meer gemacht. Das war toll und erholsam – für alle: Die Kids hatten Spaß und wir auch mal unsere Ruhe ;-). Wir waren nicht so cool, als dass wir uns den Rucksack umgeschnallt, das Kind irgendwie dazugepackt und einfach losgezogen wären. Gerade mit Kleinkind fand ich Verreisen eher stressig, offen gestanden. Und Herumreisen erst recht. Am Ende glaube ich, dass es für ein Kind in einem bestimmten Alter ziemlich egal ist, ob es an der Nordsee oder in Thailand im Sand buddelt. Außerdem hatten wir da noch unseren Hund, den wir auf Flugreisen nicht mitnehmen konnten bzw. wollten. Deswegen war zu dieser Zeit das Modell Nordseeurlaub einfach genial.
Jetzt hat sich die Situation etwas verändert: Unser Hund ist leider letzten Sommer gestorben, und die Kleine ist inzwischen sechs und eine tolle kleine Mitreiserin. Die lange Reise nach Neuseeland im letzten Jahr und auch diverse Städtetrips hat sie nicht nur ohne Quengeln mitgemacht, sondern auch wirklich Spaß dabei gehabt. Und seit sie in der Schule ist, müssen wir ja irgendwie diese vielen Ferien rumkriegen … Noch dazu sind wir beide beruflich jetzt unabhängiger als früher und können auch deswegen mehr reisen. Sicher haben der lange Trip letztes Jahr und die guten Erfahrungen damit unsere Reiselust angefacht. Außerdem haben wir nicht mehr das starke Bedürfnis, im Urlaub komplett vom Job abzuschalten, sodass es uns nicht stresst, auf Reisen das Notebook dabeizuhaben, um mal zwischendrin etwas zu erledigen. Also fahren wir lieber weg, so oft es geht, und nehmen Arbeit mit – anstatt wegen der Arbeit zwingend zuhause zu bleiben.

Worauf achtet ihr in eurer Reiseplanung für den Familienurlaub besonders?
In erster Linie auf Entschleunigung: Während wir früher mehr rumgefahren sind und versucht haben, möglichst viel zu sehen, planen wir jetzt längere Pausen ein. Ob das bei einem verlängerten Wochenende in irgendeiner Großstadt ist oder bei mehreren Wochen unterwegs: Mit Kind dauert alles länger – und das ist gut so. Dafür schaut man sich dann Sachen an, die man sonst vielleicht nicht entdeckt hätte. Oder bleibt einfach mal länger an einem Ort. Das wichtigste Reiseutensil für die Lütte ist ihr MP3-Player mit allen Hörbüchern und Musik drauf – für längere Flüge, Zug- oder Autofahrten. Sonst hat sich planungstechnisch eigentlich nicht so viel verändert. Allenfalls beachten wir bestimmte Sicherheitsaspekte, z. B. gesundheitliche Risiken, bei der Auswahl des Reiseziels noch stärker als zuvor.

Ihr habt euch eine Weile lang eine regelrechte Auszeit in Neuseeland gegönnt und dort gelebt. Wie kam es dazu?
Mein Mann hatte im Winter 2012/2013 ein Forschungssemester, in dem er nicht anwesend sein und unterrichten musste, und unsere Tochter wurde im Herbst 2013 eingeschult. Diese Kombination aus aktueller Chance und angenommener zukünftiger Unmöglichkeit ;-) führte zur Idee, mal länger die Biege zu machen und vor allem dem deutschen Winter zu entfliehen. Diese Rechnung ist ziemlich gut aufgegangen, würde ich sagen. Wir haben das erste Quartal 2013 in Neuseeland verbracht, sind zuerst drei Wochen im Campervan über die Südinsel gereist und haben dann zehn Wochen in einem Ferienhaus auf der Nordinsel gewohnt und ein bisschen versucht, so zu tun, als würden wir da ganz normal leben.

Was ist anders am Leben in Neuseeland? Gibt es einige Stolpersteine?
Tja, einen echten Alltag hatten wir ja nicht, auch wenn wir zumindest einen teilweise geregelten Ablauf hatten, mit Kindergarten, abends arbeiten und so weiter. Dennoch waren wir natürlich nicht so unter Strom wie hier und hatten auch mit eventuellen bürokratischen Erfordernissen keine Berührung, die man sicher nur erlebt, wenn man wirklich lange im Ausland ist oder gar auswandert. Deswegen war das Leben für uns in Neuseeland natürlich anders als hier, was aber nur teilweise am Land lag. Was definitiv anders ist als hier, ist die positive Grundstimmung und Gelassenheit. Man trifft kaum auf unfreundliche oder gestresste Menschen – Stolpersteine gibt es dann eher, wenn man wieder zurück nach Deutschland muss ;-).
Viel kürzer als hier sind die Ladenöffnungszeiten im Einzelhandel, aber Supermärkte sind eher länger geöffnet als bei uns, also ist die Versorgungslage – zumindest, wenn man selbst kocht – in der Stadt exzellent. Gute Planung ist allerdings angesagt, wenn man über Land unterwegs ist und nach 20 Uhr noch irgendwo essen gehen möchte. Das kann in bestimmten Gegenden schwierig, wenn nicht unmöglich sein, und so tappten wir auch auf dieser Reise mal wieder in die Falle und mussten ein Abendessen improvisieren. Man vergisst manchmal einfach, wie dünn besiedelt das Land in der Tat ist.
Sonst fallen mir wirklich keine Stolpersteine ein. Gut, es dauert ein bisschen, bis man genießbares Brot auftreibt, und z. B. im Supermarkt einen Joghurt zu finden, der einfach „Natur“ ist, ohne Low Fat oder sonstwie fürchterlich bearbeitet zu sein – da hab ich nen Moment gesucht. Und der Linksverkehr ist natürlich gewöhnungsbedürftig, vor allem mit der langen Anreise in den Knochen. Aber das würde ich alles nicht als Stolpersteine bezeichnen.

Habt ihr nicht manchmal Fern- bzw. „Heimweh“ nach Neuseeland und was tut ihr dagegen?
Manchmal?? Dauernd. Mein Reiseblog ist eine einzige Fernwehkompensation, denn einen guten Teil der Beiträge schreibe ich ja von hier aus. Wir halten den Kontakt zu Freunden in Napier und ich habe diverse News aus NZ abonniert, um auf dem Laufenden zu bleiben. Ich lese hin und wieder neuseeländische Literatur, derzeit „The Luminaries“ von Eleanor Catton, ein dicker Wälzer, der zu Zeiten des neuseeländischen Goldrauschs Ende des 19. Jahrhunderts spielt. Wenn es ganz schlimm ist, lege ich Maori-Gesänge auf, gucke mir im Netz einen Haka der All Blacks an und backe uns Ginger Crunch oder Chocolate Mudcake ;-) (hierund hiergehts zum Rezept!). Das hilft aber eher nicht gegen die Sehnsucht, sondern macht sie nur noch schlimmer. Aber auch süßer.
Hand auf’s Herz: Wann geht es wieder nach Neuseeland? Ist da schon was in Planung?
Na klar ;-). Es haben sich gerade ein paar organisatorische Dinge geklärt, sodass wir nächstes Jahr wieder hinfahren können. Da es uns so gut gefallen hat, haben wir berufliche Kontakte geknüpft, die es sinnvoll machen, eine Weile vor Ort zu sein. Somit werden wir im ersten Quartal wieder knapp zwei Monate in Neuseeland verbringen. Gerade suche ich nach einem Platz in einer Schule vor Ort für unsere Kleine. Wird bestimmt wieder spannend für uns alle, und wir freuen uns jetzt schon wie verrückt.

Wohin würdet ihr auf alle Fälle als Familie reisen wollen und warum gerade da hin?
Auf der Bucket List steht noch Namibia, vor allem wegen der Tierbeobachtungen und weil wir noch nie in Afrika waren. Marokko reizt mich auch, aber ich weiß gar nicht genau, warum. Und ich möchte unbedingt nochmal nach Zentralasien. Ich war in den 90ern beruflich ein paarmal in Kasachstan und Usbekistan und fand das damals schon sehr reizvoll. Ich würde zum Beispiel wahnsinnig gern eine Trekkingtour durch Kasachstan machen. Die Mongolei fände ich auch spannend, mich reizt die Weite. Auch innerhalb Europas gibt es einige Ziele, die wir noch auf der Liste haben. Das Baltikum zum Beispiel gehört definitiv dazu, ich habe einfach schon zu viele tolle Bilder von dort gesehen. Und irgendwann will ich mal mit einer Pferdeherde durch Island reiten ;-). Städte wie Istanbul, Barcelona oder Prag haben wir auch auf der Liste, die werden wir immer mal dazwischenschieben.
Und was ist in der Realität euer nächstes Reiseziel und was reizt euch so daran?
Unser nächster größerer Urlaub wird uns im Sommer in die Südstaaten der USA führen. Vermutlich ist es ein bisschen wahnsinnig, im August nach Florida, Georgia und Louisiana zu reisen, aber wir sind nun mal an die Sommerferien gebunden. Und irgendwie verbinde ich mit diesem Ziel auch flirrende Hitze, das halten wir schon aus. Uns reizt daran der Mythos Südstaaten, die Musik, das Flair, alles. Wir sind sehr gespannt. Noch davor führt uns unser nächster Stadttrip nach Stockholm – wir haben schwedische Freunde, die uns ordentlich neugierig auf ihre Hauptstadt gemacht haben.
Zuguterletzt noch eine Frage, die in all unseren Interviews vorkommen muss: Was war das schönste/schrillste/seltsamste Souvenir, das ihr jemals aus dem Familienurlaub mitgebracht habt?
Das schönste waren wohl die Paua-Muscheln, die wir in Neuseeland am Strand gefunden, poliert und lackiert haben. Die haben wir an Freunde verschenkt, und hier zuhause haben wir auch ein paar an strategischen Stellen verteilt, um uns an unsere Zeit dort zu erinnern.
Habt vielen Dank für das schöne und Fernweh machende Gespräch!

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