Fernreisen mit Kindern - Interview - Oliver Zwahlen

Oliver Zwahlen vom Weltreiseforum im Gespräch

"Jeder Mensch sollte beim Reisen auf seine eigene Art glücklich werden"

Der Schweizer Oliver (38) bloggt auf weltreiseforum.com und sinograph.ch über seine Reisen auf der ganzen Welt. Heute berichtet er hier exklusiv über seine Reisen und greift zudem einen kritischen Aspekt des Reisens auf: Den Respekt, den man vor seinen Mitreisenden haben sollte. Lesen Sie weiter!

Willkommen auf dem Familienreisen-Magazin des Reiseveranstalters For Family Reisen, Ihr Spezialist für Erlebnisreisen mit Kindern weltweit.

Wie immer beginnen wir mit einer kleinen Vorstellung deinerseits. Erzähle unseren Lesern doch kurz, wer du bist und was du machst.

Gerne. Ich bin Journalist, Reiseblogger und während einer kurzen Zeit war ich sogar digitaler Nomade. Die letzten sechs Jahre verbrachte ich mit einigen Unterbrechungen hauptsächlich in China, wo ich für einen chinesischen Verlag als Lektor arbeitete. Seit einigen Monaten bin ich wieder in der Schweiz. Das Entdecken der Welt ist eine meiner größten Leidenschaften. Meistens bin ich mit dem Rucksack unterwegs und organisiere alles selber.

Fernreisen mit Kindern - Interview - Oliver

Du bist bereits sehr viel herumgekommen auf der Welt. Hast du schon alle Kontinente geschafft und welche Länder möchtest du gerne noch bereisen?

Wenn man die Antarktis nicht mitrechnet, habe ich den Fuß tatsächlich auf jeden Kontinent gesetzt. Allerdings sehr ungleich verteilt: Ich war vor allem in Asien unterwegs. Da ich nun aber wieder in Europa bin, will ich den eigenen Kontinent besser kennenlernen. Deswegen steht in ein paar Tagen eine kurze Rundreise durch Portugal auf dem Programm. Das wird übrigens meine erste Reise mit einem Mietwagen – eine Konzession ans zunehmende Alter! Wenn es klappt, möchte ich im Sommer auch noch den Kaukasus bereisen. Georgien und Armenien reizen mich stark. Längerfristig möchte ich auch Afrika etwas besser kennenlernen.

Hand aufs Herz: Welches ist dein absolutes Lieblingsurlaubsland und warum?

Die Frage höre ich häufig und sie löst bei mir immer eine Abwehrhaltung aus. Ich finde es nämlich unglaublich schwer, mich für ein einziges Land zu entscheiden. Meistens gefällt mir in einem Land einfach ein ganz bestimmter Aspekt. Ich mag beispielsweise Japan für seine raffinierte Alltagskultur, ich mag Malaysia wegen seiner unglaublichen Gastfreundschaft und ich mag den Iran, weil er mir zeigte, wie weit man mit seinem Bild auf Grund der Medienberichterstattung danebenliegen kann. Das bisher einzige Land, das mich etwas enttäuschte, war Australien. Ich war drei Wochen mit einem Camper im Outback unterwegs und fand das Land trotz tollen Landschaften insgesamt eher langweilig.

Fernreisen mit Kindern - Interview - Oliver am Qinghai See

Eine Frage, die wir all unseren Interview-Partnern stellen: Was ist das Schönste/Skurrilste/Seltsamste, das du je von einer Reise mitgebracht hast?

Ich kaufe fast nie Souvenirs. Aus Peru habe ich mal zwei Inka Colas mitgebracht. Die kleine Flasche steht seit 15 Jahren auf dem Regal, mit der anderen bewirtete ich damals meine armen Freunde. Dazu muss man wissen: Inka Cola ist das Nationalgesöff Perus, dem man wirklich an jeder Ecke begegnet. Es leuchtet neongelb und schmeckt genau so eklig wie es aussieht. Ansonsten kaufe ich unterwegs hauptsächlich Alltagsgegenstände, die ich zuhause auch nutzen kann. Der größte Teil meiner Garderobe stammt beispielsweise von Reisen – in meinem Kleiderschrank stecken so viele Erinnerungen wie bei anderen im Fotoalbum. In Thailand kaufte ich mir einen E-Bass.

kritischen Artikel über den Respekt vor Mitreisenden</a> verfasst. Was hat dich dazu bewogen, dieses Thema aufzugreifen?

Das Thema beschäftigt mich schon länger. Mir ist immer wieder aufgefallen, mit welcher Verachtung Teile der Backpackerszene von Pauschalurlaubern sprechen. Flashpacker wiederum belächeln gern den spartanischen Lebensstil von Rucksackreisenden und Expats tendieren dazu, sämtliche Urlauber als unwissende Touristen abzustempeln. Ich finde das schade. Jeder Mensch sollte beim Reisen auf seine eigene Art glücklich werden. Besonders sichtbar ist das übrigens im Internet in den Reiseforen und teilweise auch in den Reiseblogs. So waren dann auch zwei Blogeinträge bei bekannten Reisebloggern der konkrete Auslöser, dass ich mich zu diesem Thema äußerte.

Woher kommt diese Intoleranz deiner Meinung nach?

Ich bin kein Psychologe. Aber ich vermute, dass sie davon herrührt, dass wir unerfüllbare Reiseideale verinnerlicht haben: Wir wollen auf gar keinen Fall „dumme Touristen“ sein, sondern Entdecker und/oder Reiseexperten. Wir wollen Authentizität verspüren und diese bestenfalls mit Gleichgesinnten teilen. Doch dies ist der Punkt, wo uns die Realität einen Strich durch die Rechnung macht. Zu Zeiten der großen Entdecker war es vielleicht noch möglich, nach solchen Idealen zu reisen. In der heutigen, globalisierten Welt müssen wir unsere Erfahrungen stets mit anderen teilen. Deswegen empfinden wir, etwas zugespitzt formuliert, andere Touristen als feindliche Störobjekte, die uns unserer authentischen Erfahrungen berauben. Insofern hängt diese teilweise sehr emotional vorgetragene Ablehnung gegenüber anderen Reisenden auch mit unserer eigenen Unzulänglichkeit zusammen.

Hast du dich selber auch schon einmal dabei erwischt, in die Intoleranz anderen Reisenden gegenüber zu gleiten?

Ich denke, dass die beschriebene Erfahrung sehr elementar menschlich ist. Deswegen schließe ich mich selber auch überhaupt nicht aus. Mit Reisenden, die auf eine andere Art und Weise unterwegs sind als ich, habe ich kaum Mühe. Aber ich kann es zum Beispiel nicht haben, wenn andere Reisende ein Gespräch mit der Frage beginnen wollen, wo ich denn herkomme. Das blocke ich gleich ab, weil ich wenig von Leuten halte, die mich gleich in die Schublade „Schweizer“ stecken wollen – und auf diese Weise stecke ich paradoxerweise genau diese Leute selber in eine Schublade. Mir ging es im Artikel aber auch gar nicht darum, den Zeigefinger zu erheben, sondern ich wollte einfach zum Denken anregen.

Fernreisen mit Kindern - Interview - Fotografieren am weitläufigen Strand

Du bist selber immer wieder als Backpacker unterwegs gewesen. Für wen eignet sich diese Art des Reisens besonders?

Die meisten Backpacker sind relativ jung. Das hat seinen Grund: Reisen mit dem Rucksack und einem eher kleinen Budget sind oft etwas beschwerlich. Dazu muss man bereit sein. Der Vorteil des kleinen Budgets ist, dass man förmlich dazu gezwungen wird, wertvolle Erfahrungen zu machen, die man sonst vielleicht nicht hätte. Man würde vielleicht ein Fünfsternehotel aufsuchen, statt sich beim Couchsurfing mit Einheimischen Gastgebern auseinanderzusetzen. Oder meine Fahrt zum Flughafen von Mumbai während der Rushhour in einem total überfüllten indischen Vorortszug war zwar alles andere als angenehm, aber im Nachhinein war das eines der eindrücklichsten Erlebnisse auf meiner ganzen Indienreise. Aber Rucksackreisen sind nicht für jeden Lebensabschnitt gleich geeignet. Gerade für Familien ist beispielsweise ein Camper oft eine günstigere Alternative.

Hab vielen Dank für dieses spannende Interview, Oliver!

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